Zu den liebenswürdigsten Gestalten, die der polnische Science-fiction-Autor Stanislaw Lern geschaffen hat, gehört der Pilot Pirx. Die Erzählungen entstanden im Verlauf vieler Jahre. Der Kritiker Jerzy Jarzebski schreibt zu den Geschichten vom Piloten Pirx, sie seien im Grunde von Anfang bis Ende Variationen über ein Thema: »Nämlich das Modell des Menschen der kosmischen Ära. Ist das vielleicht ein zu hoch gestochener Ausdruck? Tatsache ist, dass der vorerst als Kadett, am Ende als Kommandant titulierte Pirx in den aufeinander folgenden Erzählungen immer schwierigeren Prüfungen unterzogen wird. Fast alle Pirx-Episoden prüfen seine physische Leistungsstärke, seine praktische Begabung und Cleverness, schließlich seine intellektuellen Fähigkeiten. Der Pirx-Zyklus ist mit bewundernswerter Konsequenz angelegt: Parallel zum Reifungsprozess des Helden wächst der Schwierigkeitsgrad der Probleme, auf die er stößt. Verändert sich auch der Tonfall der Erzählungen: Von der fröhlichen und unbekümmerten Stimmung zu einem gänzlich düsteren Ton in der den Band abschließenden Erzählung »Ananke«. Ebenso verändert sich die Stimme des Helden: Ist sie anfangs schwungvoll, wenn auch bisweilen ziemlich schüchtern und voller Komplexe, so erscheint uns Pirx am Ende als ein von der Last schwerer Erfahrungen niedergedrückter, vielleicht sogar verbitterter Mensch. ... Je tiefer man sich in die Erzählungen einliest, desto mehr drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass Lern in der Person des Pirx die Menschheit testen, in der Welt der triumphierenden Technik einen Ort finden wollte, wo die menschliche Schwäche und Unvollkommenheit nicht länger als Defekt aufgefasst wird«.

 
„Utopische Bücher? Doch, die mag ich, aber nur schlechte. Das heißt, schlechte eigentlich nicht, eher unwahre. An Bord habe ich so etwas immer bei der Hand, um in freien Augenblicken zu lesen, auch wenn es nur ein paar Seiten mittendrin sind, und es dann beiseite zu legen. Mit den guten ist das eine ganz andere Sache, die lese ich ausschließlich auf der Erde." Der das sagt, muß es wissen: Raumpilot Pirx, Held des Erzählbandes „Die Jagd" von Stanislaw Lem; er kennt sich auf unserer Erde, im Weltall und auf anderen Planeten ebensogut aus wie in diversen Raumschiffen. Sechs Erzählungen sehr unterschiedlicher Gewichtigkeit und auch Form vereint der Band. Einmal arbeitet Pirx als Navigator, einmal als Testpilot, einmal ist er Kommandant eines Oldtimer-Raumschiffes, einmal ist er auf Patrouillenflug., im Weltraum ... Lem macht es dem Leser nicht schwer, für diesen Einzelgänger Sympathie zu empfinden.

Iich muß feststellen, daß der Zyklus über den Piloten Pirx ein Buch ist, von dem ich zwar nicht sagen kann, daß ich es nicht mag, das ich jedoch nicht allzu sehr schätze. Mit Ausnahme von zwei, drei Geschichten ist es kein sehr gelungener Erzählband. Seine Hauptschwäche: die Nachahmung des Bildungsromans, d.h. eines Romans über einen Reife- und Bildungsprozeß. Der Bildungsroman verlangt aber die epische Form, einen langen Atem und einen breit dargelegten sozialen Hintergrund, während die Geschichten über den tapferen Pirx eine eingeengte Sicht aufweisen, der Held isoliert auftritt, ohne Familie und Nahestehende. Das kommt daher, daß ich vorhatte, eine, höchstens zwei Erzählungen zu schreiben, das Ganze dann aber auf einmal und für mich selbst unerwartet ausuferte.

 

(…) Das Klopfen schwoll an, wurde schwächer. Pirx bewegte sich vorwärts, so schnell er es vermochte, er flog förmlich. In den Fußboden unter ihm waren rostige Schienen eingelassen - einst waren Loren für die Laderäume auf ihnen gerollt. Das Hämmern schwoll erneut an. Pirx' Blick fiel auf ein Rohr, das aus einem Quergang kam und unter der Decke entlanglief. Er berührte es und spürte, wie es zitterte. Die Klopfzeichen ertönten in Gruppen - jeweils zwei, drei Schläge auf einmal. Plötzlich hatte er begriffen: Jemand morste!

»A-c-h-t-u-n-g«, dröhnte es im Rohr. »B-i-n-h-i-n-t-e-r-d-e-m-s-p-a-n-t-e-n.« Pirx reihte die Buchstaben aneinander, eine Silbe nach der anderen.