Die »Summa technologiae« ist eine höchst faszinierende Lektüre, vor allem natürlich für naturwissenschaftlich gebildete Leser. Aber auch derjenige, der etwa über die in bekannten populärwissenschaftlichen Büchern ausgebreiteten Kosmos- und Evolutionstheorien informiert ist, wird Lems Buch sehr unterhaltsam finden.

Diethelm Brüggemann, Bayerischer Rundfunk.

 

 

Bei der »Summa« hat sich etwas Komisches zugetragen, in der ersten Ausgabe habe ich im letzten Kapitel das Schicksal der Kunst im Zeitalter der technologischen Explosion berührt. Ich schrieb damals, und glaubte zutiefst daran, daß die starke Zunahme von Werken auf allen Gebieten der Literatur, Musik und bildenden Kunst an sich schon ein zerstörender Faktor sei; denn wenn wir Tausende von Shakespeares haben, dann ist keiner mehr ein Shakespeare. Diese Behauptung stieß auf eine scharfe Kritik Leszek Kotakow-skis. Ich polemisierte mit ihm in deutscher Sprache, aber das war erst vierzehn Jahre später, als dieses Buch in vielen Abschnitten keine Phantastik mehr war, insbesondere in jenen Teilen, die sich mit der Gentechnologie befassen. Leider hat er mich mit seiner kategorischen Ablehnung sosehr entmutigt, daß ich bei den späteren Auflagen das letzte Kapitel hinauswarf.

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Jede geschichtliche Periode hat ihre eigene Zukunft in Gestalt der herrschenden Vorstellung darüber, was auf sie folgt. Diese Vorstellung ist, bildlich gesprochen, die von einem Spiegel zurückgeworfene Gegenwart. Allerdings bedient sich das antizipierende Denken unterschiedlicher Spiegel. Solange die historischen Veränderungen allmählich und in Zeiträumen vor sich gingen, die die Lebenszeit einer Generation überstiegen, war der Spiegel flach: die Zukunft mußte eine Verlängerung der Gegenwart, deren getreues Abbild sein. Zuweilen benützte man konvexe Spiegel, welche die Bedeutung der jeweiligen Probleme verminderten, zuweilen konkave, die alles vergrößern. Nicht anders ging es in unserem Jahrhundert - wobei aber die Wahl der Spiegel eine Institutionalisierung erfuhr, weil es zur Mode wurde, alles zu institutionalisieren - gemäß der herrschenden Auffassung, die kollektive Arbeit ergebe die vollkommensten Resultate. Deshalb entstand die Futurologie.
Die ersten Futurologen, die in dem großen Land der großen Dinge, den Vereinigten Staaten, tätig wurden, hielten der Welt einen gewaltigen, die Gegenwart vergrößernden Spiegel vor. Ihre europäischen Kollegen taten dasselbe. Die Euphorie dieser Forscher war ansteckend. Durch die Darstellung einer von Elefantiasis und Gigantismus geprägten Zukunft wurde die Futorologie berühmt. Machtvolle, beim Jahre 2000 aufgestellte Spiegel übertrieben alles: den Wohlstand, die Nationaleinkommen, die Produktion, die Erfindungstätigkeit der Technik, die Wissenschaft. Sie übertrieben auch die Konflikte - z. B. die atomaren, mit denen sich insbesondere der von der Eschatologie   begeisterte   Futurologe   H.  Kahn   befaßte.