Astronauten

Astronauten

Als der »Planet des Todes«, der im Original »Die Astronauten« heißt, 1951 erstmals erschien, mutete der Gedanke an den Start in den Kosmos, an Weltraumfahrten und Astronauten noch wie eine ferne Utopie an, zumindest für den Laien. Heute, aus der Distanz von mehr als einem Vierteljahrhundert, mag manchem daher Lems Romanerstling in vielen Details überholt vorkommen, überholt von der Wirklichkeit und neuen Erkenntnissen. Wenn der »Planet des Todes« trotzdem seine Leser immer wieder in den Bann zieht, dann wegen der für den polnischen Schriftsteller charakteristischen Verbindung utopischer Überlegungen mit aktuellen Problemen. Hier auch mit dem seit Hiroshima offenkundigen Schrecken der Atomkraft, die außer Kontrolle gerät. Denn die Abenteuer, die Lems Helden zu bestehen haben, lehren sie die Kraft des Atoms, sie warnen aber auch vor seinem Mißbrauch durch Ignoranz und egoistisches Machtinteresse. Und darin besteht die anhaltende Wirkung dieses "historisch-utopischen" Romans.

In dem Buch, das ich gar nicht gern habe - »Transfer« [Rückkehr von den Sternen] -, tauchte das Problem der Betrisation ebenfalls ganz plötzlich auf und hat sogar mich überrascht. Ich wußte nur eines: Hier muß es zu einer Kommunikationslücke, zum Fehlen einer Verständigungsmöglichkeit kommen, denn es geht ja nicht an, daß jemand nach 130 Jahren zur Erde zurückkehrt, die Unterhaltung aber bietet ihm keine Schwierigkeiten, man benutzt noch die gleichen Begriffe. Ich wußte, daß es sofort zu einem Konflikt kommen muß, der dann tatsächlich aus mir »heraussprang«.

Mich stört die Sentimentalität dieses Buches; die Helden sind Muskelprotze, und die Heldin ist von Pappe. Das riecht irgendwie nach Remarque, nach seinen »Drei Kameraden«. Darin steckt eine Art Lausbüberei. Oder distanzierter ausgedrückt - der Autor darf die Protagonisten nicht bei guter Laune halten, nur weil er sie mag. Die Liebesgeschichte könnte so ausgehen, wie es im Roman geschieht, aber Vorbedingung wäre die Herausstellung der Persönlichkeit der Geliebten des Erzählers; in Wirklichkeit ist sie ein weißer Fleck geblieben. Zwar halte ich das Problem der Betrisation an sich immer noch für sinnvoll, aber bei der Ausführung habe ich es zu stark vereinfacht. Diese Welt ist irgendwie zu flach, das heißt zu eindimensional. Mein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Buch erkennt man am besten daran, daß ich dann doch eine Übersetzung zuließ.