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Jerzy Jarzeski schreibt in seinem Aufsatz »Stanislaw Lern, Rationalist und Sensualist«: »Eden ist ein recht typischer SF-Roman, der die Abenteuer einer irdischen Expedition auf einen fremden Planeten beschreibt. Die Astronauten treffen dort eine auf ziemlich hohem Niveau stehende Zivilisation an, die sich jedoch auf originelle Weise entwickelt hat, indem sie die Vervollkommnung der Produktionsmittel durch die Steuerung der Bioevolution ersetzt hat. So sind »lebendige« Fabriken entstanden und schließlich Projekte mit dem Ziel, die Bevölkerung von Eden durch eine Generation von Mutanten zu ersetzen, die ihre Gestalt entsprechend den Prinzipien der Herrscher des Planeten erhalten haben. Was passiert jedoch, als das Experiment mißlungen ist: nach den mißlungenen Fabriken ist die Reihe an die fehlerhaften Eden-Bewohner gekommen, eine anonyme Zentralregierung hat ihren Tod beschlossen . . .

Der Roman weist auf die gesellschaftlichen Folgen hin, die entstehen, wenn Informationen blockiert werden. Der machiavellistische Herrscher (oder die Herrscher?) von Eden kann die Gesellschaft straflos manipulieren dank seiner Kontrolle über die Kommunikationskanäle - dieses bedrohliche Memento adressiert Lern an die Bewohner der Erde. Aber das ist noch nicht alles: die Astronauten erwägen das Projekt einer Befreiung des Planeten durch Anwendung von Gewalt - und verwerfen es letzten Endes, um in aller Ruhe den Rückflug anzutreten.«

»Ein unerhört komplexes Universum. Lern bringt ein beträchtliches Stück näher an die intellektuellen Konsequenzen jener Erkenntnis heran, die das Wissen von der Natur den Menschen tatsächlich vermittelt, und holt sie ins Bewußtsein wie ins Gefühl, ohne das Vergnügen zu beeinträchtigen, das Erzählen zu vermitteln vermag. Und was bei dem allen Lems Verhältnis zur Science Fiction betrifft: Seitdem er schreibt, besteht - um eine bekannte Wendung zu variieren-Science Fiction aus Stanislaw Lern und Ansätzen. Auch dieses Genre ist seither nicht mehr qualifiziert durch die Masse trivialer Phantastereien, die es schon fast erstikken, sondern durch die in ihm gegebenen Möglichkeiten.« Heinrich Vormweg in: Merkur

 

 

 

 

Raumflieger  
Vor mehr als 20 . Jahren entstand -Stanislaw Lems utopischer Roman „Eden". Er liefert eine solche Fülle an phantastischen und doch immer technisch kontrollierten Einfällen, er baut seine Handlung so geschickt und dynamisch, daß man fast versucht sein könnte, ihn zu den besten seines Genres zu zählen.
Aber das Buch hat einige merkwürdige Eigenheiten. Die irdische Raummannschaft, die es bei einer argen Bruchlandung mit dem noch unerforschten Stern Eden konfrontiert, bleibt gesichts- und namenlos. Ob diese Mannschaft in offensichtlich sehr ferner Zukunft von unserem Alltag aufgestiegen, aus einer sozialistischen Welt kommt, beantwortet der Autor nicht. Die irdischen Raumflieger haben jedenfalls ein ganz bestimmtes Maß an Aggressivität, auch wenn hinter ihr die Angst steht. Es wird bald offensichtlich, daß es für Lern um ein Problem geht — ob ein menschlicher Eingriff in eine fremde, offenbar grausame gesellschaftliche Ordnung gerechtfertigt ist oder nicht. Wie Lern beweist, daß es einen solchen Eingriff nicht geben darf, ist von außerordentlicher geistiger Spannung. Warum er aber dafür die Mannschaft von der Erde so gleichförmig macht — von der Figur des „Doktors" vielleicht abgesehen — wird dennoch nicht ersichtlich. Ch. F.
[Der Morgen, Berlin 11.09.1971]