Rückkehr von den Sternen
Hal Bregg, Chefpilot des Raumschiffs Prometheus, kehrt von einer Fahrt zum 23 Lichtjahre entfernten Stern Formalhaut zurück, Zehn Bordjahre hat diese Reise gedauert - zehn Bordjahre bedeuten 123 Erdenjahre, und so finden die Überlebenden der verlustreichen Expedition eine völlig veränderte Erde vor. Die Technik hat sich rapide fortentwickelt. Die Städte sind mit äußerster Raffinesse neu erbaut. Die Verkehrssysteme sind nicht wieder zu erkennen. Alles ist aus Plastik. Das Essen wird synthetisch hergestellt, die Arbeit von Robotern verrichtet. Die Menschen leben nahezu kostenlos in unendlichem Wohlstand. Vor allem aber befinden sie sich in tiefstem Frieden aufgrund einer Behandlung, die schon den Kleinkindern jeden Aggressionstrieb? nimmt. Nur mühsam findet sieh Hal Bregg in dieser neuen Welt zu Recht, die auch Expeditionen ins weile Universum für sinnlos hält. Noch einmal entflieht er zu seinen Kameraden, die Vorbereitungen für ihre nächste Weltraumfahrt treffen. Aber Hai macht nicht mit. Nächtens steigt er auf den Berg neben der neuen Universitätsstadt und erkennt im Morgengrauen, dass er seine Heimat wieder gefunden hat.
»Wie in seinen anderen Romanen nutzt Stanislaw Lern, inzwischen schon ein Klassiker der Science-fiction-Literatur, die Zukunftsvision auch hier wieder, um dem Leser beklemmende Fragen über die Gegenwart zu stellen.«
(Berliner Morgenpost)
»Die unerwarteten und oft sehr amüsant dargestellten Anpassungsschwierigkeiten des >Neandertalers< aus dem Weltraum machen die Probleme dieser so ideal scheinenden Welt fast alptraumhaft bewußt.«
(Ruhr Nachrichten)
In dem Buch, das ich gar nicht gern habe - »Transfer« [Rückkehr von den Sternen] -, tauchte das Problem der Betrisation ebenfalls ganz plötzlich auf und hat sogar mich überrascht. Ich wußte nur eines: Hier muß es zu einer Kommunikationslücke, zum Fehlen einer Verständigungsmöglichkeit kommen, denn es geht ja nicht an, daß jemand nach 130 Jahren zur Erde zurückkehrt, die Unterhaltung aber bietet ihm keine Schwierigkeiten, man benutzt noch die gleichen Begriffe. Ich wußte, daß es sofort zu einem Konflikt kommen muß, der dann tatsächlich aus mir »heraussprang«.
Mich stört die Sentimentalität dieses Buches; die Helden sind Muskelprotze, und die Heldin ist von Pappe. Das riecht irgendwie nach Remarque, nach seinen »Drei Kameraden«. Darin steckt eine Art Lausbüberei. Oder distanzierter ausgedrückt - der Autor darf die Protagonisten nicht bei guter Laune halten, nur weil er sie mag. Die Liebesgeschichte könnte so ausgehen, wie es im Roman geschieht, aber Vorbedingung wäre die Herausstellung der Persönlichkeit der Geliebten des Erzählers; in Wirklichkeit ist sie ein weißer Fleck geblieben. Zwar halte ich das Problem der Betrisation an sich immer noch für sinnvoll, aber bei der Ausführung habe ich es zu stark vereinfacht. Diese Welt ist irgendwie zu flach, das heißt zu eindimensional. Mein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Buch erkennt man am besten daran, daß ich dann doch eine Übersetzung zuließ.
Unten, weit schon, sah ich doppelte weiße Streifen, voller Menschen, mit schwarzen, gähnenden Hohlräumen, die reglosen Schiffskörper entlang - solche Schiffe wie das unsere gab es Dutzende -, der bewegliche Bahnsteig kurvte, beschleunigte sein Tempo, ging zu höheren Ebenen über. Schnelle längliche Schatten flatterten darüber - ihr Luftzug sträubte den Stehenden das Haar -, zitterten über unglaubliche, jeder Stütze entbehrende Viadukte mit länglichen Streifen von Signallichtern; dann teilte sich die uns tragende Ebene, sie trennte sich entlang unsichtbarer Striche, mein Teil glitt durch Innenräume voller stehender und sitzender Menschen, die von vielen kleinen Glitzerlichtern umgeben waren, als ob sie lauter buntes Feuerwerk wären.
Ich wußte nicht, wo ich hinsehen sollte. Vor mir stand ein Mann in etwas Flaumigem, das unter Lichteinwirkung wie Metall opalisierte. Er hatte sich bei einer scharlachrot gekleideten Frau untergehakt.