Die Entstehungs- geschichte dieses Buches ist etwas anders als die der übrigen, denn es ist aus der Verzweiflung geboren, daß es mir nicht möglich war, das geplante Buch zu schreiben. Vor etwa fünf Jahren, vielleicht sogar noch früher, beschloß ich eine Art Richtigstellung der »Sterntagebücher« zu verfassen, wo sich zeigen sollte, daß Tichy sich geirrt hat und er gar nicht auf dem Planeten gelandet war, auf dem er zu landen meinte, sondern gleichsam in ein großes Disneyland geraten war. Ich wollte also zeigen, daß alles im Grunde genommen anders war als in der »Wirklichkeit«. Und weil ich nicht wußte, wie es »anders« sein könnte, begann ich also von mir selbst darüber aus Fragmenten zu erfahren, die verworren und inkohärent waren, sich nicht verschmelzen ließen und in einer anderen Richtung verliefen. Sie waren quasi verschiedene Versionen der Auffassung von diesem Planeten, unterschieden sich aber voneinander so, wie sich die Berichte der »Prawda« und der »International Herald Tribüne« über das, was sich in Polen abspielt, voneinander unterscheiden. Das Herumexperimentieren mit diesen Fragmenten führte dazu, daß sie immer mehr zu wuchern begannen, und sie strebten immer stärker nach allen Seiten auseinander. Jedes von ihnen ließ sich zwar lenken, doch ich wußte, daß dies zu keiner Fokussierung führte, im Gegenteil, es fiel auseinander. Und da es sich in keiner Weise verbinden ließ und dieses Material eine wahre Fundgrube von wertvollen Ideen war - auch was ihre prognostische Gültigkeit betrifft -, so schob ich das immer wieder ratlos hinaus.

Und da entstand in meinem Kopf die Konzeption vom Ministerium für außerirdische Angelegenheiten, in dem sich die Protokolle verschiedener Historiker, Berichte über verschiedene Reisen, voneinander abweichende Versionen und Theorien befinden. Aber wie das gestalten? Eine Bibliothek darstellen? Besser vielleicht, eine Enzyklopädie dieser Planeten zu verfassen. Dazu hatte ich keine Lust, denn das wäre Büchern wie »Die imaginäre Größe« oder die »Vollkommene Leere« zu ähnlich. Am Ende beschloß ich, meinen Helden in das Chaos dieser Berichte einzuführen, aus denen er erfährt, daß er sich geirrt hat. Und daß dies von Grund auf eine vielschichtige Inkohärenz sein wird, da es sich um Texte von unirdischen Autoren handeln wird, die in verschiedenen Staaten und Epochen entstanden, und zudem in der Interpretation von Religion, Sitten, Ideologie und Geschichte des Planeten einander widersprechend. Und dann beschloß ich zu allem Überfluß, daß dies nachträglich noch von irdischen Gelehrten anlaysiert werden wird, die ebenfalls unterschiedliche Standpunkte vertreten werden, und das würde erst recht wie Kraut und Rüben durcheinandergehen. Ich wußte, wenn ich den Leser mit einer gewissen Portion Humor bedenke, versetze ich ihn in dieselbe Lage, als sollte er die europäische Geschichte mit Hilfe chinesischer, Stalinscher, amerikanischer und Hitlerscher Berichte rekonstruieren. Ich wollte, daß es ihm nicht zu leicht fallen soll, zum Kern der Ereignisse vorzudringen. Denn es gibt zu viele Blickpunkte der Interpretation, die zudem noch von den Autoren durch Erdichtetes vermehrt werden. Das Ziel war das Erreichen des Schrekkensbildes der Vieldeutigkeit, die Erlangung eines großen Palimpsestes.