Kybernetische Fabeln Virtuoser Autor Lem
Johannes Frankfurter, Neue Zeit, Februar 1984
Die Lemologen aller Galaxien sind wieder einmal neue, interessante, spannende Aufgaben gestellt: Sie werden ihre kybernetischen Maschinen und hypothetischen Roboter in nächster Zeit vor allem mit Fragen und Problemstellungen aus dem Reich der Fabeln und Märchen füttern. Denn unu hat sich das Phaenomen "Lem" offensichtlich auch auf diese Bereiche ausgedehnt (...).
Schon die Titel so mancher der Geschichten sprechen fuer sich: "Die vierte Reise oder Wie Trurl ein Femmefatalotron baute um Prinz Bellamor von Liebesqualen zu erlösen und wie es danach zum Babyboombardement kam". Oder: "Altruizin oder Der wahre Bericht darüber, wie der Eremit Bonhomius das universelle Glück im Kosmos schaffen wollte und was dabei heraus kam". Schon allein die Virtuosität, mit der Lem (und wohl auch seine Übersetzer) die Wissenschaftssprache, die Fülle der Fremdworte darin zu einem ironisch-poetischen Ereignis macht, ist höchst amüsant. Das er dabei immer wieder eines seiner Hauptthemen anschlaegt, es bei aller Ironie und Fabulierlust eigentlich tödlich bis todernst meint, das gibt diesen Erzählungen erst jenen Tiefgang und jene Dimension, die sie weit über alles (halbwegs) Vergleichbare aus dem Science-Fiction-Bereich hinausheben (...).